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Presseartikel Graffitiwettbewerb Deutsche Bahn 1989

 

 

Der nachfolgend aufgeführte Presseartikel wurde veröffentlicht in der Bild Hamburg am 4. April 1989.

 

Fotos Wolfgang Köhler, ein Zeitungsbericht über einen Graffitiwettbewerb von der deutschen Bahn in Hamburg sowie einem Unfall beim S-Bahn-Surfen.

 

Der rechtsstehende Text wurde mittels ocr-Texterkennung eingescannt.

 

 

 

 

Originalartikel zur Ansicht

Nachrichten aus Hamburg

 

Spray-Happening bei der Bahn -18 "writer" kamen

 

Er nennt sich Zico, ist 19 Jahre alt. Sein Werkzeug ist eine Farbsprühdose. Er nennt sie "can". Worauf er malt, das ist ein "piece". Es kann eine Wand sein, ein S-Bahnwagen oder ein Fahrgastunterstand. Seine Figuren sind "characters". Sprayer haben eine eigene Sprache. Sie sind auch keine Maler, sondern "writer" - also Schreiber.

 

Gestern schrieb Zico mit seinen Sprühdosen an einem Fahrgastunterstand auf dem S-Bahnhof Langenfelde. Er war ziemlich sauer: "Viel zu kalt. Der Untergrund nimmt die Farben nicht auf. Alles verläuft..."

 

 

 

Die Bundesbahndirektion Hamburg, die seit Monaten unter der Sprayer-Wut einiger "writer" leidet, hatte zu einem Spray-Happening auf die Bahnhöfe Langenfelde und Diebsteich eingeladen.

 

18 Sprayer kamen. Sie sprühten Köpfe, Tiere, Schriftzeichen in allen bunten Farben. Alle beteuerten unschuldsvoll: " Illegal sprühen wir nie. Bestimmt nicht."

 

Die Sieger im Wettbewerb bekamen Freifahrten nach Dortmund und München - dort leben andere gute Sprayer.

 

Wer einen Hamburger Can-Künstler engagieren will, kann Zico anrufen. Er ist Sprecher der Sprayer-Organisation "Mad-Artists-Cooperation".

Martinas Freunde bemalten einen Zug

 

 

In der Intensivstation vom Krankenhaus St. Georg kämpfen Ärzte immernoch um die 14jährige Martina.

 

Sie war beim S-Bahn-Surfen am Berliner Tor vom Zug gestürzt.

Ihre Freunde haben für Sie in der Nacht zum Sonntag auf einem Abstellgleis in Bergedorf einen S-Bahnwagen bemalt und Sprüche draufgesprüht: "For the girl who slipped up" (für das abgestürzte Mädchen) und - aus Haß auf die Bahnpolizei: "Fuck SOKO 1989." Martinas Freunde haben Ihre Gemälde auf dem S-Bahnwagen sogar signiert: DEF, KEN und WIK.

 

Bahnpolizist Bodo Claußen, Chef der Sonderkommission: "Wir wissen, wer´s war."